aus: Christ in der Gegenwart Nr 41/2016
Das Gespräch mit dem Atheisten in mir und denen um mich herum ist eine kostbare Gelegenheit,
jenes Gott-Sagen zu verlernen, das in eine Sonderwelt (ver)führt.
Simone Weil hat recht:
„Gott ist impersonal (besser: überpersonal) in dem Sinne, dass seine unendlich geheimnisvolle Weise, Person zu sein, sich unendlich von der menschlichen Weise unterscheidet
… Spirituell sehr hochstehende Heilige, wie Johannes vom Kreuz, haben die personale und die impersonale Seite Gottes zugleich und mit gleicher Kraft erfasst.
Weniger fortgeschrittene Seelen richten ihre Aufmerksamkeit und ihren Glauben vor allem oder gar ausschließlich auf eine der beiden Seiten …
Da nun aber im Abendland das Wort ‚Gott‘ für gewöhnlich eine Person bezeichnet, können Menschen, deren Aufmerksamkeit, Glaube und Liebe fast ausschließlich auf die impersonale Seite Gottes gerichtet sind, sich selbst für Atheisten halten, obwohl doch in ihrer Seele die übernatürliche Liebe wohnt“ – und die zeigt sich im konkreten Dasein mit anderen und für sie.
Gotthard Fuchs