Evangelium und Gedanken zum 5. Fastensonntag
Die Auferstehung des Lazarus ist das größte der Zeichen, die Jesus gesetzt hat. Jesus weckt einen Toten zum Leben auf.
Was kann uns diese Erzählung von Lazarus in diesen Tagen sagen?
Könnte Lazarus, der ins Grab eingesperrt ist, ein Bild sein für erkrankte, ansteckende Menschen, die eine zerstörerische, gefährliche Ausdünstung haben, die man auf Abstand halten muss, weil man sich nicht zu helfen weiß, oder ein Bild für die, die sich selber zurückziehen, absterben, verzweifeln, oder ein Bild für Menschen in Sünde, in Absonderung?
3 Gedanken
- Verstehen, dass sich niemand alleine rettet: Am Freitag hat Papst Franziskus bei einem sehr beeindruckenden Gebet auf dem leeren Petersplatz in seiner Meditation von den Menschen gesprochen, die „verstanden haben, dass sich niemand alleine rettet!“ Er meint damit die Menschen, die sehr konkret durch ihre Arbeit und in den Familien für andere da sind. Durch die Epidemie werden wir damit konfrontiert, dass wir alle im selben Boot sitzen, dass die ganze Welt verbunden ist, aber dass wir auch im kleinen Umfeld aufeinander angewiesen sind.
- „Alle müssen wir uns gegenseitig beistehen„! Die Auferweckung des Lazarus wird nur möglich, weil Familie und Freunde für Lazarus eintreten und sich für ihn einsetzen: sie holen Hilfe, sie lassen ihren Bruder nicht allein, und nachher können die, die vorher nicht helfen konnten, sehr wohl beistehen, den Stein wegrollen, ihm die Binden lösen, ihm heraushelfen aus alten Mustern, ihn nicht festlegen auf alte Sachen… Das sind keine spektakulären Dinge, das kann jeder und jede. Papst Franziskus formuliert: „Gebet und stiller Dienst, das sind die Waffen, mit denen wir siegen werden!“
- Umkehr und Befreiung aus der Sünde: Die Auferstehung des Lazarus wurde schon sehr früh verstanden als Beschreibung von Umkehr und Sündenvergebung.Der Zustand des Lazarus, der leblos und innerlich abgestorben ist, der sich isoliert hat und in die Isolation musste, der eine schlechte Ausstrahlung hat, beschreibt, was mit Sünde und Vergebung gemeint ist – Absonderung, das Ziel verfehlen, getrennt sein von den Lebensquellen, von Gott und den Menschen und von der eigenen Mitte. Vielleicht erleben wir gerade jetzt, dass verletzende Worte, Kränkungen, Aggression durch die räumliche Nähe uns in eine Höhle einsperren, dass wir da ein versöhnendes und ermutigendes Wort brauchen. Komm heraus! Wir können Lazarus auch verstehen als Bild unserer Gesellschaft, die in einen überhitzten, fieberhaften Lebensstil verfallen ist, und sich daraus lösen muss.
- Dieser Fall ist menschlich gesehen hoffnungslos. Offensichtlich braucht es da mehr als das, was Menschen geben können – eine göttliche Zusage, ein Friede mit dem Ganzen, ein Aufwecken von Gott her: Lazarus, komm heraus!! Vielleicht sind wir selber Lazarus, oder kennen wir Menschen, die Lazarus sind? Diese absolute Zusage Gottes muss oft von Menschen vermittelt werden, aber jeder und jede braucht auch die Unmittelbarkeit von Gott.
- Die Krise wird nicht erspart: Es wird davon erzählt, dass Jesus trödelt. Er kommt nicht sofort, er spitzt die Situation zu. Er erspart den Schmerz nicht. Für Verwandlung und Neuwerdung scheint es notwendig zu sein, dass es Einschnitte gibt. Lazarus muss anscheinend durch die Erfahrung des Todes durchgehen. Es kann nicht einfach so weitergehen, wie vorher. In manchen Dingen kommen wir durch konsequentere Anwendung von Bisherigem weiter. Manchmal muss sich ein völlig neuer Ansatz durchsetzen.
- Wenn wir aus den Höhlen herauskommen wollen, braucht es eine neue Lebenskultur, ein Herausfinden aus dem Zwang nach immer mehr und immer schneller. Jesus beschreibt dieses Leben so: Wer glaubt, hat das ewige Leben! Schon jetzt.
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank.
Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes.
Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen.
Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?
Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh!
Da weinte Jesus.
Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!
Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können,
dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg!
Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg.
Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.
Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!
Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.