Firmung in den Göllersbachpfarren – die Predigt zum Nachlesen -Steh auf und folge mir nach!
Aufgrund der Coronamaßnahmen konnten bei der Firmung am 24.Oktober 2020 um 14,30 Uhr in Göllersdorf nur jeweils maximal 6 Familienmitglieder der Firmlinge dabei sein. Deshalb gab es ein Video der Firmung und hier die Predigt.
Predigt von Pastoralamtsleiter Dr.Markus Beranek bei der Firmung in Göllersdorf, am 24.Oktober 2020
Motto: „Steh auf und folge mir nach!!“
Evangelium Lk 4,14-30, wo Jesus in seiner Heimat in der Synagoge ein Stück aus der Bibel, aus dem Propheten Jesaja hört und merkt: das betrifft genau mich!!
Liebe Firmlinge, liebe Familien!
Ich glaube, das hat Jesus in seinem Leben selbst erfahren: Steh auf!
Er hat ja von seinem Vater Josef den Beruf des Handwerkers, Zimmermann, Baumeisters gelernt. Er hat wahrscheinlich jahrelang Balken gesägt, Kostenvoranschläge gelegt, Häuser gebaut. Aber er hat – das finde ich so spannend – ein Gespür gehabt für die großen Dinge, die um ihn herum passieren.
Und irgendwann hat er einmal gemerkt, es ist Zeit, aufzustehen und einen nächsten Schritt zu tun. Wahrscheinlich hat da Johannes der Täufer eine große Rolle gespielt. Jesus hat sich mit den vielen Leuten, die Johannes der Täufer zugehört haben, ansprechen lassen, die gespürt haben, dass Johannes sie meint, wenn er sagt, dass es in dieser Zeit mutige Menschen braucht, wache Menschen. Jesus hat sich von diesem Impuls berühren lassen, er ist aufgestanden und hat sich taufen lassen.
Und dann erzählt uns das Lukasevangelium, das wir gerade gehört haben, diese spannende Situation, wo Jesus in seine Heimatstadt, sein Dorf gekommen ist. Nazareth war sicher nicht größer als Göllersdorf. Jedenfalls kommt er in die Synagoge, zu den Leuten, die Jesus gekannt haben, auch als kleines Kind, als 14 Jährigen, als Handwerker usw. Und auf einmal steht Jesus vorne, es wird aus der Bibel vorgelesen, und Jesus wird offensichtlich von dieser Bibelstelle aus dem Buch Jesaja zutiefst berührt: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, der Herr hat mich gesandt, den Armen die frohe Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Freiheit usw.…“ Diese Bibelstelle ist wie für mich geschrieben,..
Und dann schaut er die Leute an und sagt: „Heute hat sich das, was wir gehört haben, erfüllt: Ich erlebe das ganz massiv: dieser Geist, der lockt mich aus der Reserve. Für mich ist ein nächster Schritt dran.“
Das ist ermutigend für mein eigenes Leben. Ich kenne solche Situationen. Bei mir vor drei Jahren das letzte Mal ganz massiv. Da war die Frage, ob ich eine neue Aufgabe übernehmen soll. Ich war zufrieden als Pfarrer von Stockerau, aber als ich für eine neue Aufgabe in der Diözese gefragt wurde, spürte ich: der Geist Gottes spricht zu mir, lockt mich aus der Reserve. Ich spürte, es ist doch gut, aufzustehen aus dieser Situation als Pfarrer, und mich auf eine neue Herausforderung einzulassen.
Wenn wir heute eure Firmung feiern, dann wünsche ich euch, dass ihr für euer Leben jetzt, dieses Schuljahr, in eurem ganzen Leben ein feines Gespür entwickelt, wo der Geist Gottes euch aus eurer Reserve lockt. Ich glaube, dass dieser Geist Gottes, dieser Mutmacher, dieser Tröster, dieser Heilige Geist, eine Kraft ist, die uns aus der Reserve lockt – die uns manchmal ganz zärtlich berührt, manchmal auch ordentlich durchbeutelt.
Aber ich glaube, dass uns dieser heilige Geist ganz stark dort begegnet, wo wir eine etwas Freude haben, wo wir einen Frieden spüren, wo wir erleben, dass wir lebendig werden. Eine erste Einladung an euch Firmlinge, auch an alle, die da sind: Fällt euch ein Beispiel ein, welche Dinge gibt es da, wo du merkst, „Ja das ist das Meine, da fühle ich mich lebendig, das kann ich gut!“ Und es gibt Dinge, die uns so taugen, und wir bereit sind, Energie zu investieren. Die einen sind vielleicht leidenschaftliche Fußballer, dann ist es selbstverständlich zwei, dreimal in der Woche zum Training zu gehen. Auch wenn das Wetter schlecht ist, wenn man einmal nicht Lust hat. Ich muss dran bleiben, und ich merke, dass mir das Freude macht. Die anderen spielen vielleicht Flöte, Querflöte, Schlagzeug. Auch bei einem Instrument ist es so: wenn ich es gut können möchte, braucht es Ausdauer und Geduld. Manche Griffe bei der Gitarre sind am Anfang ganz schwer zu greifen. Aber wenn ich merke, das ist das Meinige, dann werde ich mich dahinterklemmen, dann werde ich merken: ja es lohnt sich, auch durch mühsame Zeiten durchzugehen, wo die Finger wehtun, weil es dann genial ist, dass ich dieses Instrument beherrsche, und Fortschritte mache. Wenn ich im Sommer einen Berg hinaufgehe, merke ich wie es am Anfang in der Früh Überwindung braucht , aber wenn ich drin bin, komme ich in diese Phase, wo ich im Gehen bin und spüre, wie es einfach herrlich ist, die Natur und die Bewegung zu spüren, mich lebendig zu fühlen. All das sind Beispiele, wo ich merke, die ihr da und dort entdecken könnt, dass ihr euch lebendig fühlt, dass euch etwas Spaß, Freude macht. Vielleicht gibt es auch in der Schule solche Fächer, solche Momente, wo du merkst: wenn dieser Lehrer, diese Lehrerin in die Klasse kommt, dann freue ich mich drauf: ich kann mich selber an unserer Biologieunterricht erinnern, das war anspruchsvoll, aber ich verdanke diesem Unterricht unendlich viel. Es war mühsam, und hat gleichzeitig Spaß gemacht.
Ich lade euch ein, dass ihr an dieser Suche dranbleibt: Wo spüre ich Freude, wo spüre ich, dass ich lebendig bin, dass ich eine innere Zufriedenheit durch längere Zeit hindurch spüre. So dass ich vielleicht so etwas entdecke, wie einen roten Faden, den ich sehen kann. Ich merke bei mir, dass sich das erst langsam ergeben hat. Als Jugendlicher haben wir in der Jugendstunde immer wieder eine Übung gemacht:– schreib deine Fähigkeiten auf – das war für mich oft schwierig. Ich kann Etliches ganz gut, aber nichts so absolut und hervorragend. Irgendwann bin ich draufgekommen: das ist wie beim Kuchenbacken. Ein Kuchen besteht nicht nur aus Zucker, nicht nur aus Mehl, nicht nur aus Butter, nicht nur aus Schokolade. Sondern es macht die Mischung aus: wenn man die verschiedenen Zutaten in der richtigen Menge, auch in der richtigen Reihenfolge zusammentut und vermengt, mit dem Mixer, dann wird daraus ein Teig mit der richtigen Konsistenz. Dann kann es ein guter Kuchen werden. Im Leben ist es ähnlich: wenn wir aus den vielen Dingen die wir können, aus den Dingen, die wir sehr gut könne, die wir weniger gut können, mit denen wir uns plagen, Dinge, wo wir mittelmäßig sind, eine gute Mischung machen, und dabei zugleich entdecken, was noch für ein Potential in uns steckt, dann können wir uns schrittweise weiterentwickeln und einzigartige Menschen werden, die ihre Fähigkeiten entfalten und selber merken: Es ist schön zu leben! Ich mach manchmal Fehler, verlauf mich vielleicht, ich muss Entscheidungen neu überdenken, aber im Grunde entdecke ich immer mehr, was in meinem Leben für Fähigkeiten und Möglichkeiten stecken. Das wünsche ich euch, dass euch das gelingt. Momente, wo ihr aufstehen könnt, eine neue Aufgabe entdeckt, ein Stück Neues entdeckt, euch über eine neue Aufgabe traut. Die Dinge, die mir Freude bereiten, sind für mich etwas wie ein Kompass. Was ich studiere, welche Ausbildung ich mache, welchen Beruf ich ergreife, ob ich eine neue Aufgabe übernehme, dieses Hobby ausübe, bei diesem Verein mittue, da setzt sich etwas von dem fort, was ich für mich als lebensspendend erfahren habe. Ich bin überzeugt: überall, wo ich selber lebendig werde, wo ich selber erlebe, dass in mir etwas zur Entfaltung kommt, können wir einen kostbaren Beitrag leisten, für das Miteinander in den Ortschaften, in der Klasse, in den Vereinen, den Familien, der Kirche geben-
Gottes Geist begleitet euch schon längst, aber durch die Worte Sei besiegelt durch die Gabe Gottes bekomm ihr ihn wieder ganz ausdrücklich zugesagt. Es ist die Zusage: Es ist in deinem Leben schon ganz viel Kostbares da. Sei besiegelt durch den heiligen Geist heißt: es ist schon ganz viel Kostbares da. Unterschätze nicht, was du kannst, sondern lass dich aus der Reserve locken, entfalte dein Potential, wirf all das in die Waagschale, was in dir drinnen steckt. Steh auf und entfalte dein Leben! Und indem du dein Leben entfaltest, ist das auch der Weg, deinen Glauben zu entfalten, und ist das auch der Weg, unsere Welt ein Stück menschlicher und lebensfroher zu machen. Gerade in Coronazeiten braucht es besonders viele kreative Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen, sondern die momentanen Gegebenheiten nutzen, vielleicht auf ganz neue Wege zu kommen. Soviel gestreamt, soviel an technischen Erneuerungen hatten wir in den Jahren davor in der ganzen Diözese nicht. Unterschätze nicht, was du kannst, entfalte deine Fähigkeiten. Steh auf.
Und zum Abschluss meine Bitte an Sie als Eltern und Paten, dass sie so etwas wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heiligen Geistes sind. Und zwar in der Art, dass sie ihren Jugendlichen Feedback geben, Rückmeldung, wo es ihnen auffällt, dass sie einfach gut sind: Manchmal sind das unscheinbare Dinge, manchmal sind es geniale Leistungen. Ich bitte Sie darum, und ich ermutige Sie dazu: sprechen Sie es aus und sprechen Sie es an. Gerade jungen Menschen Rückmeldung zu geben, das ist so etwas wie eine Gießkanne, so etwas wie ein Dünger, so etwas, was Vertrauen stärkt, was uns gut tut und uns hilft, manche Seiten in uns zu entdecken, die wir sonst in uns nicht wahrgenommen hätten, die nur bei anderen bemerkt hätten, statt sie in uns selbst zu entdecken. Nützen Sie die Möglichkeit, Mitarbeiter und Mitarbeiterin des Hl.Geistes zu sein, die jungen Menschen helfen, ihre Stärken und ihre Fähigkeiten, ihre Situationen wahrzunehmen, wo der Gottes hl.Geist schon am Werk ist und diese verborgenen Potentiale noch mehr zur Entfaltung bringen.
So beten wir jetzt in der Firmung um diesen Geist, dass er aus der Reserve lockt, uns Zutrauen schenkt, uns Mut macht, aufzustehen, unser Leben in die Hand zu nehmen, unsere Fähigkeiten zu entfalten, auch ganz kleine Fähigkeiten, die wahnsinnig kostbar sein können, und als leidenschaftliche und mutige Menschen, die mitten und trotz Schwierigkeiten unseres Leben als glückliche Menschen zu leben. Amen,