Der Weise Jesus Sirach schrieb: /      Gedanken müssen durch ein Sieb. /

Es gilt zu prüfen: Ist es recht, /       sie auszusprechen, oder schlecht? /

Und in die Tat sie umzusetzen, /     würde das jemand verletzen? /

Das Sieb hilft dir zu deinem Glück, /     das Böse bleibt darin zurück. /

Das Feine nur wird durchgelassen, /      die Grobheiten und all dein Hassen, /

die werden sauber ausgesiebt, /     sonst machst du dich schnell unbeliebt. /

Dein Leben besser dir gelingt, /       wenn aus dir nur Gutes dringt.

Bei vielen nur, Gott sei’s geklagt, /        hat dieses Sieb total versagt. /

Es lässt Gedanken, Worte, Gesten /          ganz ungefiltert zum erstbesten /

Menschen durch, den sie grad sehen, /   der dann nicht weiß, wie ihm geschehen.

Stattdessen filtern sie beflissen, / was von sich selbst sie sollten wissen. /

Sie sind auf beiden Augen blind / dafür, was ihre Mängel sind. /

Sie schauen großzügig hinweg / über den eig’nen Haufen Dreck, /

während sie mit der Lupe suchen, / wem man Schwächen kann verbuchen.

Unsre eig’nen blinden Flecken / können wir so gut verstecken,/

dass wir ganz auf sie vergessen,/ derweil wir fast schon wie besessen /

die andern bloßstellen gemein / bei Fehlern, die nur klitzeklein. /

Wie schwer fällt es uns, zu erkennen, / wo wir selber uns verrennen? /

Darum ist‘s wichtig, dass man schaut, / wie das Sieb ist eingebaut. /

Filtern soll es den Gedanken, / der unser Seelenheil lässt wanken. /

Durchlässig muss es bleiben schon / für echte Selbstreflex-i-on.

Jesus macht Mut, dass wir uns trauen, / so in den Spiegel reinzuschauen, /

dass wir uns ungesiebt ansehen / und auch zu dunklen Seiten stehen.

Auch Sokrates, der Philosophenkaiser,/ sprach von drei Sieben, die ein Weiser,

Bevor er spricht, anwenden soll,/ das würd‘ ersparn so manchen Groll: 

Das Sieb der Wahrheit, dass man achte,/ ob‘s wirklich so war, wie man dachte.

Oder ob man nur gehört,/ was irgendjemand furchtbar stört.

Vielleicht war‘s so, vielleicht auch nicht –/ Das ist nichts wert vor dem Gericht.

Albert Camus sagte sehr gescheit:/ Die Pest bekämpft man nur mit Ehrlichkeit

Das zweite Sieb –du erkennst es sofort, / ist die Frage: wie wirkt dieses Wort?

Ist es auch gut, baut es auch auf / Oder zerstört es den Lebenslauf?

Das dritte Sieb scheint besonders aktuell: / Es ist die Frag: Ist‘s überhaupt notwendig – gell?

zu wissen, was du da mitteilen sollst, / oder geht es darum, dass du jemandem grollst?

Oder dich selber nur wichtig nimmst,/ und in den Chor der Besserwisser einstimmst?

Ohne die vielen Seitenblick-geschichten, / die Videoclips, viele Youtube-nachrichten.

Die Informationslücke wäre leicht zu verschmerzen,/ und so mancher Dreck blieb erspart unseren Herzen.

Sokrates sprach, „wenn deine Geschichte nicht richtig,/ nicht gut und obendrein auch nicht notwendig,

dann bitt ich Dich, spar sie mir und allen. / So tust Du der Gesellschaft den größten Gefallen.“

Jedenfalls erinnert Jesus daran, / acht sorgfältig auf das, was aus deinem Munde kam.

Es zeigt dir und den andern, was in deinem Herzen fließt, / deine Wünsche und die Art der Freude, die du genießt.

Und machen die Tage der Fastenzeit, / die bald beginnen, nicht alle bereit,

das eigene Herz wieder neu zu trainieren, /damit gute Frucht und die Liebe regieren?

Dafür wünsch ich allen, die heute kamen, / den Segen Gottes und jetzt noch das Amen!

(zusammengestellt mit Verwendung von Texten von Jokesch aus Sonntagsblatt für die Steiermark und Maria Gleißl )